Kindliche Sammelleidenschaft wird zu Profession Sie haben so klangvolle Namen wie „Lila Versuchung“, „Paradise Risk“ oder „Osterblümchen“ – und kommen allesamt vom Steinhuder Meer.
Unter dem Signet „Steinhudermeerseife“ hat die Winzlarerin Solvej Buskühl ein Hobby zur Profession gemacht und stellt mit Liebe und Leidenschaft kleine Produkte her, die viele Sinne ansprechen.
„Versuchen wir es heute mal in den Stadtfarben.“ Eine neue Seife soll entstehen in Solvej Buskühls Haus im Zentrum des kleinen Dorfes Winzlar, das sich an die Steinhuder Meerbruchwiesen anschmiegt. Den Duft aus mehreren Fläschchen mit Ölen hat sie schnell zusammengemixt. Nun kommt es auf die Farben an. Rot und Weiß und Schwarz, wie es im Wappen der Stadt Rehburg-Loccum zu sehen ist – das ist das Ziel. In Buskühls Arbeitsraum stehen viele kleine Gläser mit Erden, Ocker und Micas in leuchtenden Farben bereit, um diese Farben mischen zu können. Die Grundzutat der Seife – Kokosfett – hat sie bereits mit dem Mixer zu Krümeln gehackt. Andere Bestandteile wie Olivenöl und Mandelöl folgen. Nun muss noch die Natronlauge angerührt werden. Dazu zieht sie Handschuhe an, setzt eine Schutzbrille auf und stülpt einen Mundschutz über. Spritzer der Mischung sollen schließlich weder an die Haut noch in die Augen gelangen und auch eingeatmet ist diese Zutat zur Seife in diesem Stadium der Herstellung nicht gerade gesundheitsfördernd.
Kurz darauf, als in drei Töpfen die noch flüssigen Seifenzutaten in den Stadtfarben bereitstehen, kann der Mundschutz aber schon wieder abgenommen werden – ab diesem Zeitpunkt geht es nur noch darum, der Seife ein schönes Aussehen zu geben. Schicht für Schicht fließt aus den Behältern in eine Form. Das Ergebnis wird eine dreifarbige Seife sein, bei der jede Scheibe, die Buskühl abschneidet, ihr ureigenes Muster hat. Diese Seifenstücke wird sie aber erst in sechs Wochen in der Hand halten können – so lange muss die Seife reifen.
Etwas, womit sie ihren Kopf beschäftigen kann – danach suchte Solvej Buskühl vor einiger Zeit. Ihre Mutter kam ihr dabei eher unabsichtlich zu Hilfe. Beim Aufräumen des Dachbodens fand sie einen Karton, den ihre Tochter dort wohl vergessen hatte. Den solle sie doch bitteschön mitnehmen oder entsorgen. Als sie nachschaute, entdeckte sie darin die Reste einer Leidenschaft aus ihrer Jugend: ihre Seifen-Sammlung. „Als ich elf Jahre alt war, musste ich operiert werden“, erzählt die Winzlarerin. Ins Krankenhaus habe ihre Mutter ihr als Geschenk eine Seife in Delfin-Form mitgebracht. Das kleine duftende Stück Hautpflege faszinierte sie so sehr, dass sie daraufhin begann, Seifen zu sammeln. Die Jahre vergingen, die Seifen-Sammlung wanderte irgendwann auf den Dachboden, das Hobby geriet in Vergessenheit – bis zu dem neuerlichen Fund auf dem Dachboden. Da kam ihr die Idee, die Herstellung doch selbst einmal auszuprobieren. Bücher über Seifenherstellung, Seiten aus dem Internet, Gespräche mit und Workshops bei anderen Seifenherstellern folgten. Dass eine Seife kein einfaches Ding, sondern eine sehr komplexe Angelegenheit ist, lernte sie in dieser Zeit. Und auch, dass ihr viele Dinge aus ihrer Ausbildung zur Raumausstatterin dabei zugutekommen konnten: das Jonglieren mit Farben und Mengen ebenso wie das Rechnen. Neu in dem Konglomerat waren die Chemie und das Gefühl für die Düfte.
Dann gab es die ersten Seifen aus eigener Produktion in eigenem Haus. Die bekam Familie geschenkt und manchmal auch Freunde und Verwandte – und rief von allen Seiten Begeisterung hervor. Also wurde neue Seife produziert, wurde noch mehr experimentiert, noch mehr verschenkt. Und Stimmen von allen Seiten wurden immer lauter, dass diese Seife ohne weiteres auch zum Verkauf tauge.
Das nahm sie sich irgendwann zu Herzen – aber mit dem festen Vorsatz, es dann auch wirklich richtig zu machen und die Produktion an geltenden Vorschriften und Gesetzen zu orientieren. Was folgte, war ein langer Weg, der sich anhand einiger Aktenordner nachvollziehen lässt. Schwer wiegen diese Ordner, haben jede Menge Korrespondenz mit Laboren und der EU zum Inhalt und bieten als Resultat die Auskunft, dass die Steinhudermeerseife den Kriterien des Natur-Kosmetik Gesetztes standhält, alle Zutaten überprüft sind, sich nachvollziehen lassen und Konsumenten sich auf die Unbedenklichkeit verlassen können. Das hat Solvej Buskühl eine Menge Zeit, einige Nerven und auch nicht eben wenig Geld gekostet. Das schwerwiegende Ergebnis legt sie aber umso lieber auf den Tisch. Mit der schriftlichen Bestätigung, dass alles seine Richtigkeit hat und mit dem Gewerbe, das sie im September 2015 anmeldete, hat sie nun begonnen, ihre Seife zu verkaufen. Auf ersten Märkten in der Umgebung hat sie ihre vielfarbigen und wohlriechenden Produkte bereits angeboten. Ein Hingucker ist das allemal. Genauso wie Aussehen und Duft steht bei ihr aber die Beratung im Vordergrund und so fragt sie nach: Gibt es Probleme mit der Haut? Ist sie trocken? Rissig? Akne? Juckreiz? Soll die Seife für Hände, Gesicht, andere Körperpartien verwendet werden? Je nach Anforderung fallen ihre Empfehlungen aus und das nicht nur auf Märkten, sondern auch über ihre Website www.steinhudermeerseife.de. Einen langen Chat-Verlauf nach dem anderen zeigt sie – wer bei ihr kaufen möchte, kann gerne nachfragen und kann sich dann sicher sein, dass ausführliche Informationen folgen und manchmal auch ein neues Produkt entwickelt wird.
Neu und recht außergewöhnlich ist zum Beispiel die Hundeseife. Ihre eigene Rhodesian Ridgeback-Hündin Nikita liebt es zwar nicht, mit Wasser in Berührung zu kommen, lässt die Prozedur mit Waschlappen und Seife, mit der Buskühl ihr den Bauch reinigt, aber ergeben über sich ergehen. In dieser Seife stecken weder Parfum noch Farbe, stattdessen aber ätherische Öle. Eine kleine Hundetatze hat Buskühl den cremeweißen Stückchen als Stempel aufgedrückt. Von dem Ergebnis ist sie bei ihrem eigenen Hund ebenso begeistert wie auch alle anderen, die es schon an ihren Tieren ausprobiert haben. Seit sie diese Seife bei ihrem Hund nehme, sagt sie, habe Nikita keine Hautirritationen, keinen Zecken-Befall und auch keine Grasmilben mehr. Der Erfolg beflügelt und so arbeitet sie momentan an einem Seifenstück, das speziell bei Pferden mit Hautproblemen zum Einsatz kommen soll.
Der Hundetatzen-Stempel ist übrigens nicht der einzige. Für ihre Kollektion hat sie ansonsten einen Seepferdchen-Stempel. Einige Institutionen haben aber auch schon eigene Logo-Stempel geliefert, um personalisierte Seife zu bekommen. Mehr und mehr Ideen werden an sie herangetragen, mehr und mehr Ideen setzt sie um. Was mit einem Stückchen Delfin-Seife vor rund 30 Jahren begann, hat sich bei ihr von der anfänglichen Sammel-Begeisterung längst zu einer ausgewachsenen Leidenschaft entwickelt. Auf den nächsten Markt, bei dem sie ihre Seifen anbieten will, bereitet sie sich längst vor – und meint, dass dann auch die Seife in den Rehburg-Loccumer Stadtfarben gereift sein wird und zum Verkauf ausliegen kann. Sonnabend, 6. Mai, und Sonntag, 7. Mai, 10 bis 18 Uhr, wird sie beim Winzlarer Kreativmarkt im „Café Koboldt“ stehen. So nah dran an ihrer Produktionsstätte kann sie ihre Seifen selten präsentieren. Das würde sie jedoch gerne ändern und träumt von einem Bauwagen im Vorgarten, aus dem heraus der Verkauf ihrer Seifen vom Steinhuder Meer geschehen kann. Die Lage dafür ist günstig, denn in Winzlars Ortsmitte tummeln sich in den Sommermonaten stets viele Radfahrer, die auf dem Weg um das Meer sind und das Bauerndorf Winzlar für einen Abstecher zur Kaffeestunde nutzen. Das ist jedoch noch sehr ferne Zukunftsmusik. Aber Solvej Buskühl ist zuversichtlich – schließlich hat sie schon einige ihrer Träume mit Beharrlichkeit, Fleiß und Kreativität verwirklicht.