Offene Gärten rund um die Rehburger Berge
Erfolgskonzept mit 5.000 Besuchern Jahr für Jahr. Seine Garten-Leidenschaft teilt Heinz Emmrich gerne mit anderen Menschen – und hat vor einigen Jahren deshalb die Initiative „Offene Gärten rund um die Rehburger Berge“ gegründet.
„Ich scharre schon mit den Füßen“, sagt Heinz Emmrich. Mit den Füßen scharrt er in Vorfreude darauf, nach langem Winter endlich wieder in seinem Garten arbeiten zu können. Seine Garten-Leidenschaft teilt er gerne mit anderen Menschen – und hat vor einigen Jahren deshalb die Initiative „Offene Gärten rund um die Rehburger Berge“ gegründet.
Rosen sind es in erster Linie, die den Garten von Heinz und Lieselotte Emmrich in Loccum zieren. Ihre Freude daran behalten sie aber nicht für sich, sondern teilen sie auch gerne. Das veranlasste sie vor Jahren, ihren Garten innerhalb der Initiative im Landkreis Nienburg „Quer durch die Beete“ zu öffnen. Für ein Wochenende in der Garten-Saison durfte jeder Interessierte sie besuchen, sich ihren Garten ansehen und mit den Rosen-Liebhabern ins Gespräch kommen. Irgendwann sagte sich Heinz Emmrich, dass er gerne noch ein wenig mehr Öffentlichkeit auf die Gärten der Region lenken würde, gerne noch mehr anbieten, als nur ab und zu einen geöffneten Garten. Einen Mitstreiter fand er in dem Loccumer Andreas Wickbold, der damals gerade damit begonnen hatte, sein riesiges Grundstück von Nutzgarten und Wiese in einen Ziergarten umzuwandeln.
Die beiden Männer überlegten, planten – und kamen schließlich 2008 mit einer eigenen Initiative an, die ihr eigenes Umfeld umfasst, sich nicht um Kreisgrenzen schert und neben offenen Gärten auch ganz nach Lust und Laune Vorträge anbietet oder zu gemeinsamen Fahrten einlädt: Die „Offenen Gärten rund um die Rehburger Berge“ waren geboren.
Die Rehburger Berge – nun, die sind in erster Linie auf dem Gebiet Bad Rehburgs zu finden. Die höchste Erhebung von dort bis zur Nordseeküste sollen sie sein. Emmrich und Wickbold meinten, dass das ein guter Ausgangspunkt sei, um ein Gebiet nicht einzugrenzen, sondern frei auszudehnen. In den Landkreis Nienburg konnten diese Ausläufer der Rehburger Berge genauso gefasst werden, wie auch in das angrenzende Schaumburger Land. Und beginnt nicht direkt hinter Loccum das Gebiet Nordrhein-Westfalens? Aus allen diesen Regionen gab es Anfragen bei Emmrich und Wickbold und rund um die Rehburger Berge begannen Garten-Liebhaber ihre Gärten zu öffnen und das über den Flyer der Initiative kundzutun.
Entgegen anderen Initiativen, sagt Emmrich, gebe es bei ihren Offenen Gärten keine Vorgaben, wie ein solch ein Garten auszusehen habe. Ob englischer Rasen oder barocke Schnörkel, ob klein, ob groß, verwinkelt, als Bauerngarten mit Gemüse-Anteil, als reiner Ziergarten, als Paradies für Vögel, leicht verwildert oder mit künstlerischen Elementen – wer seinen Garten zeigen möchte, ist willkommen.
Das hat sich bewährt, das wird von den Besuchern gelobt und führt dazu, dass rund 5.000 Besucher Jahr für Jahr die Angebote der Gärten „Rund um die Rehburger Berge“ in Anspruch nehmen. Einen echten touristischen Anziehungspunkt kann man diese Initiative angesichts dessen gut und gerne nennen.
Um diese großen Menschenmengen in die Gärten zu holen, betreiben Emmrich und Wickbold einen erheblichen ehrenamtlichen Aufwand. Pünktlich zum Saison-Beginn werfen sie einen Flyer auf den Markt, der alle Termine vereint und den sie in weitem Umkreis an diversen Stellen auslegen. 8.000 Exemplare lassen sie drucken. Die Gestaltung des Flyers übernimmt seit einiger Zeit Emmrichs Tochter Elisabeth und finanzieren muss er sich über Spenden sowie Anzeigen. Denn über Geld verfügt die Initiative nicht. „Wir sind kein Verein“, betont Emmrich. Niemand, der sich beteilige, müsse Mitgliedsbeiträge zahlen, und auch weitere Kosten würden nicht anfallen.
Einen Kostenbeitrag müssen lediglich jene leisten, die zu einem der jährlichen Garten-Vorträge kommen, die die Initiative im Vorfeld der Garten-Saison anbietet. Experten für diverse Pflanzen und zu vielen Themen holen die beiden Männer dann jeweils nach Loccum. Um einen gut gefüllten Saal müssen sie dabei nicht bangen.
Beliebt sind aber auch die Tages-Touren, die angeboten werden. Bei Rosenzüchtern in Uetersen seien sie schon gewesen, sagt Emmrich, hätten private Gärten bis nach Bielefeld besucht, oder sich in die Geheimnisse der Clematis-Zucht einweisen lassen. Einmal haben sie sogar eine dreitägige Fahrt organisiert: Nach Potsdam mit Besuch der Königlichen Garten-Akademie.
Das Herzstück der Offenen Gärten sind aber nach wie vor die offenen Gärten selbst – und jenes Angebot wechselt von Jahr zu Jahr. Manche Gartenbesitzer öffnen in jedem Jahr – wie Rosemarie Kreiseler, die das nun schon im 30. Jahr mit ihrem Rehburger Rosen-Garten tut. Anderen ist der jährliche Aufwand zu hoch und sie melden sich gelegentlich an. Hier hört aus Altersgründen jemand auf, aber dafür kommt jemand, der eben noch lediglich Besucher eines offenen Gartens war, plötzlich auf die Idee, selbst zu sich einzuladen. So gibt es immer wieder neue Einblicke. Spannend für viele Besucher ist es aber auch zu sehen, wie ein Garten nach und nach wächst. Ein gutes Beispiel dafür ist Andreas Wickbold. Hatte er anfangs eine große Rasenfläche mit einigen Beeten am Rand, so ist daraus längst ein vielschichtiges Kunstwerk geworden, das immer wieder erstaunliche An- und Einblicke beschert.
Eine spannende Frage für alle Garten-Öffner ist stets auch die nach dem Wetter. Wird es regnen? Oder lacht die Sonne? Die Antwort darauf ist oft maßgeblich für die Anzahl der Besucher, die kommt. Letztlich, meint Emmrich, habe er im Lauf der Jahre aber festgestellt, dass es gar nicht so sehr darauf ankomme, möglichst viele Menschen im Garten zu haben. In kleinerer Runde seien die Gespräche meist wesentlich intensiver, könnten viel mehr Informationen ausgetauscht werden. Denn darum gehe es schließlich: Sich an den Gärten anderer erfreuen und sich dein einen oder anderen Tipp für die eigene Garten-Gestaltung zu holen. In Vorfreude darauf geht er in die neue Garten-Saison – und scharrt schon ein wenig mit den Füßen.
Die Saison für die „Offenen Gärten rund um die Rehburger Berge“ beginnt in diesem Jahr am Dienstag, 1. Mai, 11 bis 18 Uhr, bei Annemarie und Gerhard Schmidt, Schierstraße 4 in Münchehagen, die ihren parkähnlichen Garten zeigen.
Der Flyer mit allen Terminen kann bei Heinz Emmrich unter heinz.emmrich@googlemail.com angefordert werden.
Text und Fotos: ade
April 2018