Dorfhumor Rehburgs bester Comedian
Ob in seinem Heimatort Rehburg, an seinem Arbeitsplatz in einer Wunstorfer Fleischerei oder auf den Comedy-Bühnen Deutschlands: Marcel Busse ist um Worte nicht verlegen. Jetzt veröffentlicht er seine Autobiografie – im zarten Alter von 19 Jahren.
Mit 19 Jahren zu jung für eine Biografie? Marcel Busses Antwort auf diese Frage ist schlicht und ergreifend: „Nö.“ Schließlich hat er bereits ein Jahr Bühnenerfahrung als Comedian und auch in den Jahren zuvor manches erlebt – in dem Dorf, in dem er groß geworden ist und bei der Arbeit im Fleischer-Laden. „Dorfhumor“ nennt er die Geschichte über sein bisheriges Leben.
Tausende Jokes im Hut
Nur nichts überstürzen. Das ist der erste Eindruck, den viele Menschen von Marcel Busse haben. Wenn er angeschlappt kommt, lieb lächelt, ein wenig grinst. Ein zurückhaltender junger Mann. Dieser Eindruck hält vor bis er anfängt zu reden und den „Zauberhut“ öffnet, von dem er sagt, dass er ihn immer bei sich trägt. Den imaginären Hut mit Tausenden von Jokes, die ihm einfach so einfallen und die er gerne unverblümt unters Volk streut.
Da ist dann die Rede von ihm und dem anderen Geschlecht, mit dem er als Teenager erste zarte Bande anknüpfen wollte. Er hat nicht das geringste Problem damit, diese Erfahrungen höchst selbstironisch darzustellen: Als den üblichen Hormon-Wahnsinn, den er allerdings nicht nur an sich selbst, sondern auch an seinen Mitschülern ausgiebig beobachtet hat.
Das geschah in der Oberschule in Loccum, die er als nahezu eingeborener Rehburger besuchte. Seine Erlebnisse dort gehören mittlerweile zu dem, was er nicht nur auf Bühnen vorträgt, sondern auch als Autobiografie herausgibt.
Leidvolle Erfahrung: Der pinkelnde Hund
Eine Klassenfahrt nach Köln war ihm ebenso Inspiration für sein Buch wie auch diverse Ferienjobs. Als Taxifahrer beispielsweise. Sein erster Gast floh wutentbrannt, weil dieser Chauffeur partout den Weg nicht fand. Der nächste war eine junge Dame, die ihn derart faszinierte, dass er sie zwar an gewünschtem Ort ablieferte, das Kassieren aber prompt vergaß. Die dritte Erfahrung erwies sich als nicht minder einschneidend in seinem jungen Leben. Es war das leidige Warten auf die nächste Fahrt. Das dauerte so lange, dass ein Hund sein Taxi für einen festverwurzelten Baum hielt. An den es zu pinkeln galt.
Taxifahrer war also nicht Marcel Busses Traumjob. Vermutlich auch nicht die Fleischer-Lehre, die er in einem Wunstorfer Betrieb begann. Aber irgendwas muss der Mensch ja machen und sein Resümee läuft darauf hinaus, dass diese Entscheidung nicht zu seinen schlechtesten gehört.
Weitaus mehr als der Klassen-Clown
Vielleicht will er, der mitten in der Gesellenprüfung steckt, gelegentlich noch seinen Meister machen. Auch, um einigen Leuten den langen Finger zu zeigen, die stets der Ansicht waren, dass aus ihm im Leben nicht viel werden könne. Die in ihm nur den Jungen mit ADHS sahen, der kaum stillsitzen konnte, und dessen vorrangiges Ziel in der Schule die Auszeichnung zum Klassen-Clown war. Doch die, sagt er, habe er eines Besseren belehrt.
Frauke Ludowig war eine derjenigen, die ihm Mut gemacht haben. Die RTL-Moderatorin ist nicht nur quasi vom Fach, wenn es ums Blödeln geht, sondern auch die Schwester von Marcel Busses Chef. Beim Besuch in der Fleischerei habe sie seine allgegenwärtigen Sprüche gehört, erzählt der Rehburger. Und ihn dann ermutigt, es mal mit Comedy auszuprobieren. Was er tat.
Einen Tag nach seinem 18. Geburtstag fuhr er vom dörflichen Rehburg zum Comedy-Club „Scheinbar“ in Berlin und stellte sich als Nachwuchs-Comedian auf die Bühne. Mancher der „Großen“ aus dem Genre hat dort in seinen Anfängen schon gestanden. Warum also nicht er? An Selbstvertrauen mangelt es ihm nicht.
Erstes Comedy-Programm bei Oma entworfen
Auf den Scheinbar-Auftritt hatte er sich heimlich vorbereitet, sich bei seiner Oma einquartiert, dort das Programm geschrieben und ist dann in Berlin auf die Bühne gestiegen. Dass er als „Rehburgs bester Comedian“ vorgestellt wurde, half ihm gegen das Lampenfieber.
Foto: privat
Die Krönung des Abends war für ihn, Jürgen von der Lippe die Hand zu geben, der als Zuschauer im Publikum saß. Der habe ihn ermuntert, auf dieser Schiene unbedingt weiterzumachen. „Jürgen von der Lippe – eines meiner großen Vorbilder!“, schwärmt er von diesem Moment. Diesem Rat ist er gefolgt und in diversen Großstädten schon mit dem aufgetreten, was er als Humor vom Dorf mitbringt.
Seit März ist damit zunächst Schluss. Kein Club hat angesichts des Virus geöffnet. Schön sei das nicht, meint er. Aber er habe doch noch sein Buch-Projekt.
Mit dem wollte er demnächst zu einer Lese-Reise aufbrechen. Buchhandlungen und Büchereien sollten das Ziel sein. Und weil einer seiner Ferienjobs in einem Krankenhaus war und er damals so viel Spaß daran hatte, die Patienten aufzuheitern, wollte er auch Kliniken im Umkreis anbieten, aus dem „Dorfhumor“ vorzulesen.
Quatsch Comedy Club im Herbst
Diese Pläne liegen auf Eis. Das Buch erscheint aber immerhin und zeitgleich wird es auch als Hörbuch herausgegeben – selbstverständlich von Marcel Busse selbst gelesen.
Seinen nächsten Auftritt als Comedian hofft er am Sonntag, 13. September, im Berliner „Quatsch Comedy Club“ zu haben. Sein Ziel: Über zwei Durchgänge jeweils unter die drei besten Nachwuchs-Comedian zu kommen. Danach würde ihm ein Live-Auftritt bei Pro Sieben winken.
„Dorfhumor von Marcel Busse erscheint bei Book on Demand zum Preis von 11,99 Euro. Die Hörbuchfassung kann über Audible oder Spotify heruntergeladen werden.
Mehr Clips von Rehburgs Comedian sind auf dessen Website www.marcel-busse.de hinterlegt.
Juli 2020
Text und Fotos, soweit nicht anders vermerkt: ade