Dorfkulisse - bitte mit krähenden Hähnen
Gurren, Gackern und auch Krähen begrüßt Besucher von Simon Bultmann.
Kein Wunder, schließlich ist er Vorsitzender des Loccumer Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV). Dorfkulisse sei das, sagt Bultmann – und setzt sich dafür ein, dass das so bleiben kann. Solche Geräusche werden allerdings nicht von jedermann geliebt.
Vor wenigen Tagen erst ist der Verein von Loccums Geflügelzüchtern mit einer Homepage an den Start gegangen. Wer dort auf den Button „News“ klickt, wird gebeten, sich an einer Online-Petition zu beteiligen, die das Krähen von Hähnen und andere dorftypische Geräusche als kulturelles Erbe schützen lassen will.
Silvia Stengel aus dem hessischen Hofheim ist die Initiatorin. Sie hat sich drei Jahren mit einem Nachbarn über das Krähen ihres Hahnes Flecko gestritten. Geht gar nicht, meint sie. Solche Geräusche gehören zum Landleben dazu. Wie übrigens auch das Läuten von Glocken, das Blöken von Schafen oder das Iah eines Esels. Weswegen sie solche Dorfkulissen unter Schutz stellen lassen möchte.
Der Bund deutscher Geflügelzüchter hat die Petition aufgegriffen und sie an seine Vereine weitergeleitet. Weswegen nun der Loccumer Zuchtverein dafür wirbt.
Ehrensache ist das für Bultmann und seine Vorstandskollegen. „Alle wollen Bio-Fleisch, alle stehen auf artgerechte Tierhaltung“, sagt Bultmann. Aber dann sollten sich bitteschön auch alle bewusst machen, dass das auf dem Land mit Geräuschen verbunden ist. Im Fall der krähenden Hähne bedeute das: Ohne Hähne zwar ein Ei. Ein Küken werde daraus aber garantiert nicht schlüpfen. Außerdem sei eine Schar Hühner im Freilauf erst wirklich glücklich, wenn sie auch einen Hahn in ihrer Mitte habe.
Die Loccumer Züchter sind bislang von klagenden Nachbarn verschont geblieben. Aber jeder neu zugezogene Nachbar kann genau jener sein, der sich gestört fühlt. Und im schlimmsten Fall deswegen vor den Kadi zieht. Also unterstützen sie die Petition, machen vorsorglich aufmerksam – und setzen sich dafür ein, dass Dorfleben auch mit Geräuschen verbunden sein darf. Bislang, sagt der Vorsitzende, sei noch jeder Rechtsstreit gegen krähende Hähne zugunsten des Klägers entschieden worden. Das könnte sich bei Erfolg ändern.
Mehr Einsehen hat in Frankreich im vergangenen Jahr Hahn Maurice von Richtern bekommen. Die Klage gegen ihn wurde sang- und klanglos fallen gelassen und wurde höchstens von ihm mit einem ausgiebigen Kikeriki kommentiert. Und ein französischer Bürgermeister hat bereits einen Antrag bei der Unesco eingereicht, um ländliche Geräusche als „nationales Kulturerbe“ unter Schutz stellen zu lassen.
Die Loccumer Rassegeflügelzüchter sind hier erreichbar:
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