Venus, Saturn und Jupiter auf sanften Pfoten
Diesen Namen kann man sich auf der Zunge zergehen lassen: „Heilige Birma von der Milchstraße“.
Während die Rasse, die Irmgard Korte seit 20 Jahren züchtet, tatsächlich „Heilige Birma“ heißt, hat die Münchehägerin den Zusatz „von der Milchstraße“ für ihre eigene Zucht mit Bedacht und aus zwei Gründen gewählt.
Schneeweiß sind die Kätzchen, wenn sie zur Welt kommen. „Dann ist es immer wieder eine Überraschung, welche Farbe sie bekommen“, sagt Irmgard Korte. „Zenta beispielsweise ist schwarz.“
Zenta, die Katze, die sich wohlig auf dem Tisch im Wintergarten räkelt, ist alles andere als schwarz. Creme-weiß ist das Fell, nur Pfoten, Ohren, Nase und Schwanz sind dunkel getönt. „Doch, doch“, sagt die Züchterin lachend. Genau das mache die Farbe aus.
Diese vier „Points“, auf die komme es an. Der Körper sei immer cremefarben, die Färbung der Points, nach der werde die Farbe definiert. So tummeln sich also vielfarbige Katzen in Haus und Garten. Besonders stolz ist sie auf ihre zimtfarbenen Lieblinge. Eine Besonderheit, erzählt sie, die es kaum von anderen Züchtern gebe. Das ist für Käufer oft ein Grund, sich eine der Katzen „von der Milchstraße“ zu kaufen. Manche der Tiere gehen dann auf weiten Weg.
Eine ihrer Katzen sollte bereits in den USA ein neues Heim gefunden haben. „Wegen Corona“ ist daraus noch nichts geworden. Die Käuferin konnte nicht nach Deutschland kommen, Irmgard Korte nicht in die Staaten reisen. Womöglich, sagt sie, wählt sie nun doch den Weg, das Tier allein auf die Flugreise zu schicken.
Andere Birmas aus Münchehagen leben bereits in Frankreich. Es ist eine kleine Gemeinschaft, die sich für diese freundlichen Katzen mit dem halblangen seidigen Fell begeistert. Und weite Wege werden nicht gescheut.
Doch auch andere Menschen kommen auf die Katze und zu Irmgard Korte. „Aber nicht jeder, der eine Katze kaufen möchte, bekommt sie auch von mir“, sagt sie. Sie prüft genau, ob ihre Lieblinge in ein Umfeld kommen, das den Bedürfnissen der Katzen gerecht wird.
Wer eine Heilige Birma – wenn auch nicht von Irmgard Korte – bekommen hatte, war Modefürst Karl Lagerfeld. Dessen Katze Choupette brachte es zu einiger Berühmtheit. Inklusive eigener Fan-Gemeinde.
Der Garten der Kortes ist auf die Katzen-Bedürfnisse optimal vorbereitet. Ringsum verhindert ein Zaun, dass die Katzen zu Ausreißern werden. Viele Katzenhäuser verschaffen den Tieren Rückzugsorte und mittendrin können sie sich auf schmalen Pfaden zwischen Bäumen, Büschen und Stauden tummeln. Das Katzen-Refugium zeigt sich aber auch in tönernen und stählernen Katzenskulpturen.
Wohin die Katzen nicht gelangen können ist der Durchgang, der ihnen zu ihrem Namen verholfen hat – ein Durchgang namens „Milchstraße“.
„Kommst du auf ein klitzekleines Milchfläschchen rüber?“ Diese Frage haben sie sich dies- und jenseits des Zauns zugerufen, wenn nachbarschaftliche Beziehungen gepflegt wurden. Das „Milchfläschchen“ hielt dabei als Synonym für eine Flasche Bier nach getaner Gartenarbeit her. So wurde der Durchgang zur Milchstraße und bekam einen hölzernen Wegweiser.
Als dann noch die erste Heilige Birma, die zu ihr kam, Cassiopeia hieß, stand schnell fest: Namen von Sternen sollten alle Kätzchen bekommen und „von der Milchstraße“ der Name der Zucht sein.
Von den Namen der Sterne musste Irmgard Korte mittlerweile abweichen. „Die meisten Sterne tragen doch nur Nummer“, erklärt sie. Venus, Saturn, Jupiter und Merkur sind aber immer noch im Garten der Kortes anzutreffen.
Zur Katzen-Gemeinschaft gehört auch ein Münsterländer. Die Hündin wird Wega gerufen – und kommt mit den Birmas bestens aus. Ihre Freundschaft geht so weit, dass die Katzen es reichlich genießen, sich an den Bauch der Hündin zu kuscheln, wenn sie es sich gemütlich machen wollen. „Manchmal sind sie richtig aufdringlich“, sagt Irmgard Korte schmunzelnd. „Wie Katz und Hund“ bedeutet im Haus Korte Freundschaft.
Und woher der Name der Rasse „Heilige Birma“ stammt? Das macht eine alte Legende deutlich.
(Irmgard Korte)
Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein Kätzchen oder eine Katze zum eigenen Familienmitglied
zu machen, kann sich mit Irmgard Korte in Verbindung setzen:
Irmgard Korte
Bergstraße 19
31547 Rehburg-Loccum
Tel.: (05037) 1791
www.heilige-birma-von-der-milchstraße.de
Die Legende von der Heiligen Birma
Vor langer Zeit lebten der Abt Mun-Ha und seine Mönche in einem Kloster in Birma, die ihr Leben der Göttin der Seelenwanderung "Tsun Kyankzé" gewidmet hatten. Die Göttin hatte strahlend blaue Saphiraugen und die Mönche glaubten, dass durch sie jeder gläubige Mönch nach seinem Tod in einem Tier weiterlebt.
Mun-Has Kater hieß Sinh und schaute aus gelben Augen auf die Welt. Dessen Körper war weiß, Pfoten, Ohren, Nase und Schwanz hingegen braun getönt. Seine dunklen Farben deuteten die Mönche als Zeichen der Unreinheit all dessen, was den Boden berührte.
Als Mun-Ha starb geschah ein Wunder: Mit einem sanften Sprung setzte sich Sinh auf das Haupt seines verstorbenen Herrn und blickte der Göttin Tsun Kyankzé direkt in die Augen. Daraufhin wurde sein Fell goldgelb und seine Augen erstrahlten in tiefstem Blau. Seine Pfoten jedoch, mit denen er seinen Herrn berührte, wurden zum Zeichen der Reinheit der Seele Mun-Has schneeweiß.
Sieben Tage blieb Sinh bewegungslos bei seinem toten Herrn sitzen, dann starb auch er und nahm die Seele Mun-Has mit sich ins Paradies.
(Irmgard Korte)
Nach weiteren sieben Tagen sollte unter allen Mönchen der Nachfolger Mun-Has gewählt werden. Die Mönche versammelten sich, um die Götterstatue Tsun Kyankzé. Da kamen alle Katzen des Tempels herein und alle hatten goldgelbes Fell, blaue Augen und als Zeichen ihrer Reinheit weiße Pfoten.
Lautlos umringten sie den jüngsten der Priester und bestimmten so den Nachfolger des Mun-Ha.
Die Legende sagt: Stirbt eine heilige Katze in jenem Kloster, so nimmt sie die Seele eines Mönches mit ins Paradies. Wehe dem, der eine solche Katze tötet. Der wird gequält und gepeinigt bis die Seele, die in der Katze lebte, ihm verzeiht.
November 2020
Text und Fotos (soweit nicht anders vermerkt): ade