Fast umsonst und draußen: Urlaubsziel Rehburger Berge
Meer oder Berge. Für die Urlaubsplanung ist das eine entscheidende Frage an der sich manches Mal die Geister in der Familie scheiden. Aber muss es entweder oder sein? Wer seine Ferienzeit am Steinhuder Meer verbringen will, kann beides bekommen: Hier den größten Binnensee Norddeutschlands und wenige Kilometer entfernt die Rehburger Berge, die immerhin mit der höchsten Erhebung bis zur Nordsee protzen können.

Die bewaldeten Hügel haben außer moderaten Steigungen einiges mehr zu bieten. Für Wanderer und Spaziergänger, für Märchenliebhaber und Kräuterhexen, für Erholungsuchende, Waldforscher und Geschichtsinteressierte. Ein Überblick über Wege, die allein oder mit kundiger Führung entdeckt werden können. Ausgangspunkt für nahezu alles ist die Romantik Bad Rehburg – entstanden im 18. Jahrhundert als Badeanlage des Kurortes und mittlerweile zum Kultur- und Veranstaltungszentrum umgebaut.
Die Promenaden Bad Rehburgs
Es war die Vorliebe des hannoverschen Königshauses für die Berge in greifbarer Nähe, für den Wald und für die Quellen mit angeblich heilkräftiger Wirkung, die Bad Rehburg erst zum Bad machten. In ihren liebsten Urlaubsort mochten diese zahlungskräftigen Besucher gerne investieren. Nicht nur die sich an den Wald anschmiegende Friederikenkapelle stifteten sie den Bad Rehburgern, sondern machten sich auch auf, Bergen und Wald ihren Stempel aufzudrücken: Die Welfen schickten ihre Gartenbaumeister in die Wälder, auf dass sie Pfade und Wege zum Lustwandeln gestalten. Der urwüchsigen Natur rangen die Gärtner zusätzlichen Charme ab, schufen Pfade und Grotten, setzten Schluchten in Szene, leiteten Bächlein um und hatten bis 1850 ein Wegenetz über 34 Kilometer gestaltet.

Einige dieser Wege sind heute wieder hergerichtet und führen Wanderer auf diesen Promenaden an 14 Plätze mit Historie und manchem Ausblick. Am Augusten-Platz, der ursprünglich als Gebirgslandschaft angelegt war, reicht der Blick bis aufs Steinhuder Meer, über die Wolfsschlucht wölbt sich die Teufelsbrücke und an jedem Stopp steht ein kleiner Obelisk, der an jene Welfen erinnert, die den Plätzen als Namensgeber dienten. Wer mehr Geschichten zu dieser Historie erzählt bekommen möchte, bucht eine Promenadenführung. Die nächste öffentliche Führung ist für Sonntag, 7. August, 15 Uhr, geplant.
Ein alter Stich zeigt die Aussicht auf das Steinhuder Meer von den Rehburger Bergen.
Brüder Grimm-Märchenweg
„Es war einmal“ ist auch das Stichwort für den Märchenweg in den Rehburger Bergen. Ausgangspunkt für die bis zu fünf Kilometer lange Wanderung ist die Sammlung von Haus- und Kindermärchen der Gebrüder Grimm, die diese – man ahnt es schon – zur Zeit der Romantik zusammentrugen. In den Rehburger Bergen machen 19 hölzerne Figuren einige der Märchen anschaulich – und greifen auch andere Geschichten auf wie etwa die von der Einsiedlerin Allwine, die in den Bergen Rehburgs strandete. Begegnungen mit dem gestiefelten Kater, Sterntaler und dem Froschkönig sind ebenfalls garantiert. Letzterer lässt sich gerne küssen und ist als Foto-Point in Bad Rehburg ungeschlagen.

An jeder Station geben Info-Tafeln die Kurzform der Märchen wieder. Wer rasten will, kann über QR-Codes die Langversion abrufen und sie Kindern oder sich selbst vorlesen. Alternativ laden Märchenerzähler zu Spaziergängen in die Welt der Grimms ein. Die nächsten öffentlichen Führungen gibt es am Sonnabend, 6. August, und Sonntag, 18. September, jeweils 15 Uhr.
Küss den Frosch: Am Foto-Point nahe der Romantik Bad Rehburg kann Hanna Sandrock nicht widerstehen.
Ausschank im Schatten des Wilhelmsturms
Einer der liebsten Anlaufpunkte in den Bergen Rehburgs ist der Wilhelmsturm. Das steinerne Bauwerk steht auf einer der Bergspitzen, diente früher einmal als Ausguck und wurde zum Gedenken an Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe errichtet, der sich an jener Stelle einen Altersruhesitz baute, in dem er 1777 sein Leben aushauchte.

Der Turm kann jeweils sonntags, 11 bis 18 Uhr, erklommen werden. Dann ist auch die kleine Gastronomie nebenan geöffnet. Bei Gegrilltem, Kuchen und Getränken lässt es sich im Turmschatten nach dem Aufstieg gut aushalten und auch eine der Märchenfiguren gesellt sich dazu. Natürlich keine andere als Rapunzel, deren langes Haar das Team der Schenke vom Balkon herabwehen lässt.
Rapunzel lässt grüßen: Am Wilhelmsturm in den Rehburger Bergen lässt die holde Maid manches Mal ihren langen Zopf vom Balkon herunter.
Walderlebnispfad
Kleine (und größere) Forscher und Wissbegierige sind auf dem Walderlebnispfad genau richtig. Wie funktioniert Wald? Wozu ist er da und wozu wichtig? Welche Tiere leben dort und welche Pflanzen? Wie klingt, riecht, schmeckt Wald? 15 interaktive Stationen machen auf spannende und lebendige Art mit dem Lebensraum Wald vertraut.

Ein Tipp: Der Walderlebnispfad kann von der Romantik angesteuert werden, dann aber auf längerem Weg. Wer direkt einsteigen möchte, fährt in Loccum auf den Parkplatz des Golfclubs und marschiert in die Rehburger Berge. Auf 2,3 Kilometern sind dort 15 Stationen in kurzen Abständen zueinander installiert. Mehr Infos sind auf www.walderlebnispfad-rehburg-loccum.de hinterlegt.
Lehrreich: Auf dem Walderlebnispfad in den Rehburger Bergen ist eine von 15 Stationen als Spechthöhle gebaut worden. Elke Bohn vom Naturpark Steinhuder Meer lugt um die Ecke.
Waldspaziergänge mit Förster

Wie funktioniert Forstwirtschaft unter ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten? Welche Aufgaben haben Wälder? Welches sind die aktuellen Probleme und welches die Chancen des Waldes? Karl-Heinz Dose, Revierförster im Ruhestand, lädt zu Waldspaziergängen ein, berichtet aus der Praxis am Beispiel der Rehburger Berge und führt ganz nebenbei zu einigen seiner liebsten Plätze im Wald.
Die nächste öffentliche Führung bietet der Förster für Sonnabend, 17. September, 10 bis 13 Uhr, mit Treffpunkt am Denkhaus in Loccum, Hormannshausen 6, an.Betreten verboten: Die Teufelsbrücke ist mittlerweile gesperrt, den Blick in die Wolfsschlucht bekommen Spaziergänger aber immer noch geboten.
Kräuterspaziergänge

Was wächst denn da? Und kann man das essen? Diesen Fragen geht Dagmar Kone auf den Grund, wenn sie wahlweise zu Kräuterspaziergängen oder Touren mit dem Rad auf der Pirsch nach Wildkräutern und Heilpflanzen anbietet. Wie wirkt Gundermann, woran ist Knoblauchrauke zu erkennen und wie wird aus Löwenzahn ein schmackhafter Salat. Schon gewusst, dass selbst Efeu zu etwas gut ist und ein biologisch abbaubares Spülmittel ergibt? Die Heilpraktikerin kennt sich aus und eiß, wo die Pflänzchen stehen.
Ein öffentlicher Spaziergang ist für dieses Jahr nicht mehr geplant, eine Radtour bietet Kone für Sonntag, 28. August, 11 Uhr, mit Start vom Rathaus in Rehburg, Heidtorstraße 3, an.Pflanzenkunde: Was sich selbst aus Efeu machen lässt, verrät Dagmar Kone während ihrer Kräuterspaziergänge.
Waldbaden

„Sie können auch einen Baum umarmen“, sagt Britta Bruns lachend, wenn sie zum Waldbaden in den Rehburger Bergen einlädt. Um das Image, das diese Art der Entspannung hat, weiß sie wohl. Und doch sei Waldbaden noch viel mehr. Das zeigt sie denjenigen, die sich mit ihr auf den Weg begeben beim Sehen, Riechen, Schmecken, Hören und Fühlen von Wald – und bei Bedarf auch mit Umarmungen der Bäume.
Zum Waldbaden lädt die Steinhuder Heilpraktikerin das nächste Mal für Sonnabend, 10. September, 11 Uhr, an die Romantik Bad Rehburg ein.
Waldbaden: Die Steinhuderin Britta Bruns lädt ein, den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen.
Unterwegs mit Barbier und Barbierin
Den Wald streifen Hans und Marie nur, greifen während ihrer Gästeführungen aber natürlich auch dieses Thema auf. Das Pärchen führt seine Gäste durch das Bad Rehburg des Jahres 1902 und flaniert erzählend durch den Kurort.

Die beiden kennen sich aus, denn schließlich gehören sie selbst zu den Persönlichkeiten des Ortes, die in die Geschichte eingegangen sind. Zumindest Marie, die um die vorige Jahrhundertwende dem Bruder Otto von Bismarcks das Messer an den Hals setzte – in ihrer Eigenschaft als Barbierin Bad Rehburgs.
Seine Messer wetzt das Pärchen am Sonntag, 21. August, 15 Uhr, um Gäste von der Romantik Bad Rehburg auf einen Spaziergang voller Romanzen, Raub und Revolten mitzunehmen.Bad Rehburger Historie: Die Barbiere Hans und Marie - hier mit Königin Friederike - führen durch die Geschichte des Ortes im Jahr 1902.
Kosten und Infos
Die Teilnahme an den öffentlichen Spaziergängen kostet jeweils fünf Euro, ermäßigt drei Euro. Kinder unter zwölf Jahren (Märchenspaziergänge bis 5 Jahre) haben freien Eintritt. Anmeldungen sind notwendig und werden in der Tourist-Info Bad Rehburg unter Telefon (05037) 3000-60 angenommen. Sämtliche Führungen können von Gruppen auch zu gesonderten Terminen gebucht werden.
August 2022
Text und Fotos: Beate Ney-Janßen