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Kommunalpolitik

Bestattungswald – ein Thema für Rehburg-Loccum?

Aus Rat und Verwaltung:

Waldfriedhof in der Eickhofer Heide


Nach dem Auftrag der Ortsräte haben Verwaltung und Politik sich von unterschiedlichen Anbietern deren Konzepte erläutern lassen. Jüngstes Ziel ist an einem Freitag im Mai 2025 der Waldfriedhof Eickhof in Liebenau gewesen. Eine für alle Reisenden – Vertreter aus Ortsräten, Verwaltung und Kirchengemeinden – beeindruckende Exkursion.

Bestattungskultur im Wandel

Friedwald, Ruheforst, Waldfriedhof – es gibt viele Namen für Bestattungswälder. Gemein ist ihnen allen, dass sie eine naturnahe Alternative zu kirchlichen und kommunalen Friedhöfen bieten.

Die Bestattungskultur in Deutschland befindet sich seit rund 20 Jahren im Wandel. Familiengräber auf Friedhöfen mit Sargbestattungen nehmen seitdem rapide ab. Kirchengemeinden und Kommunen, die Friedhöfe betreiben, versuchen, sich neuen Trends anzupassen, weisen Urnenfelder, Rasenbestattungsflächen und auch Bestattungen in Rondellen unter eigens gepflanzten Bäumen aus. Diese Angebote werden gerne angenommen, wie die zunehmende Anzahl solcher Flächen auf den Friedhöfen beweist. Doch auch die Anzahl jener, die es vorziehen, einen der Bestattungswälder für ihre Beisetzung auszuwählen, steigt stetig – trotz der häufig sehr viel größeren Entfernungen zu Wohnort und Lebensmittelpunkt.

Die nächstgelegenen Bestattungswälder für Rehburg-Loccumer:innen befinden sich in Marklohe und Liebenau, in Bückeburg und Garbsen.

Vorbehalte bei Kirchengemeinden

Für die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen war das vor einiger Zeit der Anlass, die Idee in die politischen Gremien zu tragen, einen Bestattungswald in Rehburg-Loccum einzurichten.

Grundsätzlich hatten sich alle fünf Ortsräte dem Vorschlag gegenüber offen gezeigt. In ersten Gesprächen mit den Kirchengemeinden kristallisierte sich allerdings heraus, dass diese den Wettbewerb durchaus kritisch sehen.

Durch die Veränderung der Friedhofskultur – insbesondere von Sarg- zu Urnenbestattungen – liegen bereits viele Flächen auf den Friedhöfen brach. Die Gemeinden befürchten zudem, dass von der traditionellen christlichen Bestattungskultur mehr und mehr abgewichen werden könne.

Trotz dieser Vorbehalte begrüßten die Kirchengemeinden es, in den Prozess eingebunden zu werden, zumal eine der Fragen – gesetzt den Fall, ein Bestattungswald soll eingerichtet werden – die der Trägerschaft sein wird. Üblich sind zwei Modelle: Entweder übernehmen Kommunen oder Kirchengemeinden die Trägerschaft.

In Rehburg-Loccum sind die jeweiligen Kirchengemeinden für die Friedhöfe in Loccum, Münchehagen, Rehburg und Winzlar zuständig. Lediglich für den Friedhof in Bad Rehburg hat die Stadt die Verantwortung.

Anbieter erläutern Konzepte

Zusätzlich zu den Gesprächen in kirchlichem Rahmen sind auch Gespräche mit verschiedenen kommerziellen Anbietern geführt worden, weil die umfangreichen Aufgaben nicht alleine durch die Stadtverwaltung erbracht werden können. Als letzten Schritt vor weiteren Entscheidungen vereinbarten sie den Besuch im Waldfriedhof Eickhof.

Zwei Personen erläutern die Idee des Waldfriedhofs


Dessen Geschäftsführer Alexander Schönburg-Hartenstein erläuterte, dass die Eickhofer Heide GmbH & Co. KG vor vier Jahren den Waldfriedhof auf drei Hektar angelegt habe und sich seitdem über mangelndes Interesse nicht beklagen müsse.

300 Bäume unterschiedlicher Art mit jeweils bis zu zwölf Grabstellen für Urnen sind in dem lichten Waldstück ausgewiesen. An zwei Stätten im Wald können Trauerfeiern durchgeführt werden. Insbesondere für christliche Bestattungen steht der Familienfriedhof der ehemaligen Eigentümer:innen des Waldes zur Verfügung. Für größere Trauerfeiern und solche, die nicht unter einem Kreuz stattfinden sollen, ist ein Baumkreis inmitten des Waldes eingerichtet.

Die Wege zwischen den Bäumen sind barrierefrei, zahlreiche Bänke über das Areal verteilt und einen „Engelsbaum“ hat das Unternehmen für Kinder bis zu drei Jahren reserviert – Bestattungen dort bietet es kostenfrei an. Monatliche Führungen über den Waldfriedhof gehören ebenso zum Programm, wie auch Ferienpass-Aktionen. Und Spaziergänger, führte Schönburg-Hartenstein aus, nutzten ebenfalls gerne die Waldwege.

Interessiert ließ sich die Rehburg-Loccumer Gruppe über die vielfältigen Möglichkeiten für Trauerfeiern und zu Grabstätten aufklären, während sie die gepflegte, aber dennoch naturnahe Atmosphäre des Waldes erlebte.

Eberhard Mysegades als Vertreter der Kapellengemeinde Winzlar ließ zum Ende des Besuchs zwar nach wie vor nichts auf die die vielen Vorzüge des kleinen Friedhofs rund um die Winzlarer Kapelle kommen. Einen Bestattungswald als Alternative zu den Friedhöfen wollte er aber nicht mehr per se ausschließen.

Ratsvertreter aus Rehburg-Loccum hören den Erläuterungen zum Waldfriedhof aufmerksam zu


Voraussichtlich wird die Frage, ob ein Bestattungswald in Rehburg-Loccum eröffnet werden soll, nach den Sommerferien in den politischen Gremien beraten. Gibt es dafür eine Mehrheit, wird die Verwaltung beauftragt, sich nach geeigneten Standorten umzusehen sowie abzuwägen, wer als Träger in Frage kommt und welche Betreiber in die engere Wahl gezogen werden sollten.