Mit ihm beäugen Bad Rehburgs Ortsbürgermeisterin Michaela Klein und der Unternehmer Dirk Fennekoldt das, was dort geschieht. Fennekoldt ist mit seiner Firma „Wöltjen Gruppe – Umwelt und Energie“ aktiv im Brunnenbau, in Umwelt- und Pumpentechnik – und außerdem einer, der den Bereich Geothermie auch im Landkreis Nienburg etablieren will. Auf bewährten wie auch auf neuen Pfaden.
In Bad Rehburg stieß Fennekoldt vor einigen Jahren auf das zwar malerisch anmutende, aber zusehends verfallende alte Wasserwerk. 1926 war es gebaut worden, um Bad Rehburg als einen der ersten Orte im Landkreis mit einer zentralen Frischwasserleitung auszurüsten. 1984, als Rehburg-Loccum an die Harz-Wasserwerke angeschlossen wurde, setzte die Stadt das Bad Rehburger Werk außer Betrieb.
Danach diente das kleine Gebäude am Rande des Kurparks an den drei Teichen mal einem Antiquitätenhändler, dann als Lagerraum und stand irgendwann komplett leer. Ein Lost Place an Ortsrandlage, dessen beste Tage gezählt waren.
Der Nienburger Unternehmer sah jedoch das Potential der alten Liegenschaft, griff die idyllische Lage und die Kurgeschichte Bad Rehburgs auf – und entwickelte eine Vision.
Touristische Nutzung der Solequelle

Lost Place Wasserwerk: 1926 ist das Gebäude in Betrieb genommen worden, nun plant Dirk Fennekoldt, es nach den alten Bauunterlagen zu restaurieren. ade
Wasser spielt in dieser Vision gleich in zweierlei Hinsicht eine Rolle. Zum einen ist Fennekoldt auch Betreiber der vor wenigen Jahren entdeckten Solequelle Nienburgs. Deren Wasser nutzt er bislang unter anderem zur Herstellung von Medizinprodukten und Naturkosmetika. Was ihm allerdings noch fehlt, ist ein geeigneter Ort, an dem er die Salzgewinnung aus der Sole präsentieren kann – nicht industrielle und im großen Maßstab wie heutzutage, sondern mit kupferner Siedepfanne und ledergeschürztem Siedemeister. Dieser Ort soll nach seinem Willen Bad Rehburg werden - mit seiner langen Historie rund ums Wasser und ums Kuren.
Das Wasserwerk will er restaurieren – bis hin zum Wiederaufbau des eingestürzten Türmchens, von dem früher das Wasser in Kaskaden floss. Im Inneren ein kleines Café mit einer Ausstellung - an Ideen mangelt es ihm nicht. Um das Gebäude nicht noch mehr verfallen zu lassen, hat Fennekoldt die ersten Arbeiten bereits in Auftrag gegeben.
Bad Rehburger Wärmebedarf mit Grundwasser decken
„Das ist aber eigentlich nur mein Hobby“, sagt der Quellenbetreiber lachend und beugt sich wieder über das Brunnenloch, um zu erläutern, was es mit seiner spinnerten Idee auf sich hat – einer Grundwasser-Großwärmepumpe, von der er sich verspricht, dass sie einen guten Teil des Wärmebedarfs Bad Rehburgs abdecken kann.
Das Prinzip sei einfach, berichtet er: Das Grundwasser wird hochgepumpt, ein bis zwei Grad Wärme werden ihm entzogen, danach wird es wieder dem Kreislauf zugeführt. Die abgeführte Wärme könne Gebäude kuschelig warm machen. Innerhalb des weiten Felds der Geothermie sei das ein System, das sehr konstant arbeite, weil Grundwasser nur äußerst geringen Temperaturschwankungen unterworfen sei.
Allzu oft angewendet werde es dennoch nicht. Die Anschaffungs- und Erschließungskosten seien hoch, die zuständige Wasserbehörde müsse den Betrieb genehmigen und der Bau sei sehr standortabhängig.

Bild 3: Den Kurpark an den drei Teichen will Dirk Fennekoldt mit seinen Planungen aufwerten – Nutznießer der Wärme aus dem Grundwasser könnte das direkt daran anschließende Maßregelvollzugszentrum werden. ade
Also eigentlich unattraktiv? Nein, Fennekoldt wehrt ab. Sicherlich sei eine Grundwasserwärmepumpe für einzelne Einfamilienhäuser kaum geeignet. Doch ihm schwebt Größeres vor – weswegen er bereits mit dem benachbarten Maßregelvollzugszentrum beziehungsweise dessen Träger, dem Land Niedersachsen, im Gespräch ist. Dort soll in absehbarer Zeit saniert werden – unter anderem die Heizungsanlage.
Die Erschließungskosten hielten sich wegen der Nähe zu der Einrichtung im Rahmen, der Brunnen sei bereits vorhanden, das Grundwasser stehe in lediglich 12,90 Meter Tiefe an und der Austausch mit Wasserbehörden sei sein tägliches Brot, sagt Fennekoldt. Er hat also viele gute Gründe, ein System in Erwägung zu ziehen, das bisher noch nicht allzu oft zum Tragen kommt.
Erster Pumpversuch stimmt hoffnungsvoll
Erste Hürden hat er bereits genommen. Das Grundstück gehört ihm und vom Landkreis Nienburg bekam er die Erlaubnis für einen ersten Pumpversuch. 96 Stunden lang durfte er es gurgeln lassen. Die spannende Frage: Wie viel Grundwasser kann gefördert werden, ohne den Wasserspiegel zu verändern? Innerhalb der vier Tage hat er die Leistung der Pumpe ständig erhöht. Das Ergebnis stimmt den Unternehmer hoffnungsvoll.
Einen Langzeitversuch über vier Wochen will er folgen lassen. Bewahrheite sich seine Vermutung des idealen Standortes auch dann, könne womöglich 2027/28 die erste Wärme aus dem Grundwasser für geheizte Räume in Bad Rehburg sorgen. Je nach Leistung könnten auf Dauer mehr Gebäude Bad Rehburgs als nur der Maßregelvollzug an dieses Netz angeschlossen werden - bis hin zum Einfamilienhaus.
Franke ist begeistert von der Idee, die er mittlerweile keinesfalls mehr für „spinnert“ hält, sondern für eine Möglichkeit, die kommunale Wärmeplanung ein Stück weit mit Leben zu füllen.
Was ist die kommunale Wärmeplanung?
Die kommunale Wärmeplanung ist ein strategischer Prozess, bei dem Städte und Gemeinden einen individuellen Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung entwickeln. Ziel ist es, von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien oder Abwärme umzustellen, um Treibhausgase zu reduzieren, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Versorgungskosten zu senken.
Grundlage sind Analysen der lokalen Situation, die Identifizierung von Flächen für erneuerbare Energien und die Entwicklung von Wärme- und Nahwärmenetzen.
Neues Potential für Rehburg-Loccum
Die Bestandsaufnahme zur kommunalen Wärmeplanung für Rehburg-Loccum sei nahezu abgeschlossen, berichtet Franke. Das Ergebnis sei bislang relativ ernüchternd: Insbesondere aus dem Bereich der Abwärme habe sie kaum Potential für die Stadt identifiziert. Größere Unternehmen wie auch Biogasanlagen nutzten ihre Abwärme selbst beziehungsweise hätten bereits Abnehmer gefunden.
Mit der Grundwasserwärmepumpe ein anderes Feld aufzumachen sei eine großartige Chance, sagt Franke. Sowohl er als auch Fennekoldt hoffen zudem darauf, dass sich im Stadtgebiet noch andere Möglichkeiten für Geothermie herauskristallisieren.
Auf weitere Ideen auf dem Weg zur Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung aus noch ganz anderen Richtungen hoffen auch Rat und Verwaltung sehr – und sind gerne bereit, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Die Stadt, beteuert Franke, unterstütze solche Vorstöße gerne – ob mit Rat, als Türöffner oder mit ihren Kenntnissen, wenn es um das weite Feld der Fördertöpfe geht.

