Stadtplatz Regenbogen

Was gibt es Neues in der Stadt?

Der Ausgleichende: Anton van den Born


Den durchdringenden Pfiff der Trillerpfeife hat er oft über den Fußballplatz schallen lassen. Zur Ordnung rufen, für Frieden sorgen – in einer langen Karriere als Schiedsrichter musste er das oft tun. Und notfalls auch mal die gelbe oder gar die rote Karte zeigen. Bis hierhin – und nicht weiter. Dafür will er einstehen.

Politisch den Hebel selbst ansetzen

Für Frieden und Fairness sorgen und das Spiel gestalten - das ist ihm auch Anliegen, seit er sich ein zweites ehrenamtliches Standbein zugelegt hat.

In der Nähe seines Hauses musste er mitansehen, wie eine Gemeindestraße als Rennstrecke missbraucht wurde. Gefährlich, befand er. Daran wollte er etwas ändern. Und entschied sich, es mit Kommunalpolitik zu versuchen. So, meinte er, könne er den Hebel direkt ansetzen.

An eine Partei wollte er sich nicht binden. Aber es gab ja noch die Wählergemeinschaft. Auf deren Liste ließ er sich setzen und kam in den Gemeinderat - in Stolzenau, das damals sein Wohnort war.

Die Sache mit der Rennstrecke konnte er nicht mehr zum Guten wenden, weil er 2019 nach Loccum zog. Damit hatte es sich mit dem Sitz in Stolzenaus Gemeinderat erledigt. Mit der Kommunalpolitik hatte er aber Morgenluft geschnuppert.

Doch in Rehburg-Loccum gab es keine Wählergemeinschaft. Auf der Suche nach einer politischen Heimat landete er schließlich bei der FDP. Warum? „Die Parteien sind doch ohnehin fast alle gleich“, sagt er, „jede sucht sich ihre Nische.“

Staatsbürgerschaft annehmen fürs Recht zu wählen

In seiner neuen Nische prangte sein Foto bald darauf an Laternenmasten – als Kandidat für die Landtags-, Bundestags- und auch für die Europawahl. Um antreten zu können, entschied er sich, die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Er, der gebürtige Niederländer, der 1965 im Alter von drei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen war.

Das Kommunalwahlrecht Niedersachsens lässt zwar das aktive und passive Wahlrecht für EU-Bürger:innen zu, wenn sie ihren Wohnsitz in der Kommune haben, für die sie kandidieren wollen. Auf Landes-, Bundes- und Europaebene ist die Staatsbürgerschaft des jeweiligen Landes jedoch zwingend notwendig. Bei mehr als „nur“ den Kommunalwahlen darf Anton van den Born erst seit acht Jahren in Deutschland wählen – und sich wählen lassen.

Über den Tellerrand der eigenen Landkreisgrenze hatte er während eines Praktikums geschaut: An seinem Arbeitsplatz als Kranken- und Gesundheitspfleger im Maßregelvollzug Bad Rehburgs machte er eine Fortbildung, zu der auch drei Tage Praktikum in einem Betrieb gehörten, der absolut nichts mit seiner eigentlichen Tätigkeit zu tun haben sollte. Er fragte kurzerhand bei MdL Marja-Liisa Völlers (SPD) an, ob er zu ihr nach Berlin kommen könne. Solche Arbeit, meinte er hernach, würde er auch gerne leisten.

Rehburg-Loccum statt Brüssel

Für den Einzug in die Parlamente in Hannover, Berlin und Brüssel reichten die Stimmen nicht – weder für ihn noch für die Listenplätze, die er zugewiesen bekommen hatte. Entmutigen ließ er sich von keinem Wahlausgang.

Genügend Stimmen gab es für ihn bei den Kommunalwahlen 2021 – sowohl für Loccums Ortsrat als auch für Rehburg-Loccums Stadtrat und den Nienburger Kreistag.

Mitzugestalten gefällt ihm und 2026 will er wieder kandidieren. Auch wenn und obwohl er durchaus Defizite in der Kommunalpolitik sieht. Was er sich wünscht? Fraktionsübergreifend müsse mehr miteinander geredet werden. Und auch daran, dass nach wie vor Ratskolleg:innen Entscheidungen mit Blick auf Vorteile für „ihren“ Ortsteil treffen, müsse sich etwas ändern. Das, meint er, werde sich auch positiv darauf auswirken, wie Bürger:innen die Entscheidungen ihrer gewählten Vertreter wahrnehmen.