Die Tinte unter dem Kaufvertrag ist noch nicht trocken, doch Dennis Kühn zückt bereits Pläne aus der Schublade und hat auch die erste potentielle Käuferin in Aussicht. „Meine Mutter hat spontan gesagt, dass sie gerne eine Wohnung haben möchte“, erzählt der Geschäftsführer. Lachend fügt er hinzu, dass er sie etwas vertröstet habe. Zuerst seien alle anderen Interessenten an diesem Sahnestück an der Reihe.
Eine Parzelle auf dem ehemaligen Festplatz Rehburgs hat er sich gesichert. Mit Blick auf das Rathaus wie auch auf den Steinhuder Meerbach. Mit direkter Anbindung an den Naturpark Steinhuder Meer und mit aller Infrastruktur, die der Ort zu bieten hat. Angefangen bei Geschäften zur Grundversorgung, Hallenbad, Sporthalle, Kirche und Rathaus bis hin zu Ärzten. Alles ist fußläufig zu erreichen.
Wohnungen mit Meerbach-Blick
Auf der Parzelle will Kühn drei Häuser bauen. Der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt soll sein Büro in wenigen Wochen verlassen.
Sechs Wohneinheiten in drei Geschossen plant er zunächst. Die Wohnungen variieren von 75 bis 90 Quadratmetern. Terrasse oder Balkon – mit Blick auf den Meerbach – bekommen sie alle. Aufs Flachdach kommt eine Photovoltaik-Anlage, geheizt wird mit einer Wärmepumpe, die Wallbox kann vor die Tür kommen und je nach Wunsch der Käufer:innen wird das Treppenhaus mit einem Fahrstuhl ausgestattet.
Ein Bauschild hat Kühn bereits aufgestellt. Um Interessierte ist er nicht besorgt., Er habe sogar schon Gewerbe-Anfragen für eines der weiteren Gebäude, die entstehen sollen, sagt er.
Mit seiner Zuversicht steht Kühn nicht alleine da. Auch Bürgermeister Martin Franke sagt: „Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Nachfrage kommt, sobald das Bauschild steht.“
Corona, Krieg und Zinsen verzögern Projekt
Darauf, dass ein Bauschild steht, mussten Rat und Verwaltung einige Jahre warten. Bereits 2018 hatte der Rat der Stadt den Flächennutzungsplan auf den Weg gebracht. Damals kristallisierte sich heraus, dass auch hier auf dem Land immer mehr Menschen auf der Suche nach kleineren Einheiten in verdichtetem Wohnen sind.
Das Gelände gegenüber der Grundschule und dem Kindergarten bot sich an. Bis dato wurde es lediglich als Parkplatz genutzt sowie für die jährliche Wirtschaftsschau samt Frühjahrsmarkt. Eindeutig zu wenig Nutzung für ein Gelände in derart exponierter Lage, meinten die Ratsmitglieder.
Der Flächennutzungsplan wurde aufgestellt, das Gebiet erschlossen. Leitungen verlegt, Baustraßen schlängeln sich über das Grundstück und selbst Straßenlampen stehen bereits. Gleichzeitig mangelte es nicht an Investoren, die das Projekt umsetzen wollten.
Doch dann kam zunächst Corona, bald darauf begann der Ukraine-Krieg. Die Zeit der günstigen Zinsen war vorbei und die Bautätigkeit nahm rapide ab. In den vergangenen Jahren wuchsen statt Häusern lediglich Blumen und Gräser.
Quartier mit Serviceleistungen
Das wird sich nun ändern und Franke blickt zuversichtlich in die nahe Zukunft. Der Verkauf der ersten Parzelle an Kühn Massivbau ist der erste Schritt, einige weitere gute Aussichten hat der Bürgermeister in der Hinterhand.
Erklärtes Ziel, erläutert er, sei es von Anfang an gewesen, dem Wohnen in dem Quartier auch Serviceleistungen anzugliedern. Eine Parzelle sei direkt dafür reserviert worden.
Zwei Anbieter aus dem Pflegebereich wollten ein Konzept vom Reinigungsdienst über Essen auf Rädern bis zu Pflege und einer Tagespflegestelle umsetzen und ebenfalls auf dem Gelände bauen. Den Bewohner:innen des Quartiers sollten alle Möglichkeiten offenstehen, jeweils die Leistungen zu buchen, die sie gerade benötigen. Auch diese Pläne scheiterten an Corona, Krieg und Zinsen – zunächst.
„Auf der Service- und Pflegeseite tut sich ebenfalls etwas“, sagt Franke. In neuen Gesprächen hätten sich beste Aussichten aufgetan, diesen Teil des Plans ebenfalls in die Tat umzusetzen.
Pluspunkt Wärmekonzept
Nun, da das gesamte Projekt nach den Jahren des Wartens startet, rückt auch ein weiteres Ziel des Rates wieder in den Blickpunkt: Die Wärmeversorgung des Quartiers. Das ist einer der Punkte, zu dem in der Verwaltung derzeit nach der besten Lösung gesucht wird – die nach Möglichkeit auch gleich die Wärmeversorgung von Schule, Kita, Rathaus, Hallenbad, Sporthalle und womöglich sogar Kirche und Polizei einbeziehen kann.
Für Rehburg-Loccum, sagt der Bürgermeister, werde das urbane Stadtquartier ein echter Gewinn.