Rehburg-Loccum ist gut vorbereitet
„Wir haben gut vorgesorgt“, betont Grothe. Während andere Grundschulen den Ganztagsbetrieb komplett neu aufbauen müssen, gibt es in Münchehagen und Rehburg bereits seit 2009 ein funktionierendes System. Damals starteten die Schulen mit freiwilligen Nachmittagsangeboten – an drei Tagen in Münchehagen, an vier in Rehburg. Ziel war es, berufstätige Eltern – besonders Alleinerziehende – zu entlasten und Kindern bessere Bildungschancen zu ermöglichen. Das Angebot wird seitdem gut angenommen.
Ab 2026: Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung
Ab dem 1. August 2026 haben alle Erstklässler:innen in Niedersachsen einen Rechtsanspruch auf eine tägliche Betreuung von acht Stunden – an jedem Schultag. Jedes Jahr kommt ein weiterer Jahrgang hinzu, bis 2029 alle Grundschüler:innen davon profitieren können. Wichtig: Es handelt sich um ein Angebot, keine Pflicht.
Das bedeutet für Rehburg-Loccum: Die bestehenden Betreuungszeiten müssen ausgeweitet werden. Künftig wird an allen fünf Wochentagen Betreuung von acht Stunden angeboten. In Münchehagen kommen zwei, in Rehburg ein zusätzlicher Betreuungstag pro Woche hinzu.
Personal bleibt ein Engpass
Diese Erweiterung bringt einen deutlich höheren Personalbedarf mit sich – ohne dass bisher gesichert ist, wie dieser gedeckt werden kann. „Wir haben keine Rückmeldung, dass mehr Personal eingestellt wird“, sagt Marc Badermann, Schulleiter in Rehburg. Auch Katrin Schafft, Leiterin der Grundschule in Münchehagen, sieht die Situation kritisch. Zwar wären viele pädagogische Mitarbeiter:innen bereit, mehr Stunden zu arbeiten – doch dafür fehlt bislang das Budget.
Beide hoffen, dass ab August 2026 mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Doch selbst mit zusätzlichem Geld bleibt die Umsetzung eine Herausforderung.
Was Schulen brauchen: Räume zum Ausruhen
Auch räumlich müssen die Schulen aufstocken. Besonders für die jüngsten Schüler:innen, die künftig einen „vollen Arbeitstag“ in der Schule verbringen, wünschen sich die Schulleitungen Ruheräume. Darüber hinaus wird mehr Platz benötigt, um den erhöhten Bedarf zu bewältigen und gleichzeitig pädagogischen Ansprüchen gerecht zu werden.
Förderung reicht nicht aus
Für bauliche Maßnahmen gibt es Geld aus dem Investitionsprogramm Ganztagsausbau des Bundes. Laut ersten Hochrechnungen stehen Rehburg-Loccum rund 440.000 Euro zur Verfügung. Das reicht nach Einschätzung der Stadt jedoch bei weitem nicht, um die Wünsche der Schulen zu erfüllen.
Ein Pluspunkt: Beide Grundschulen verfügen bereits über Mensen – eine Investition, die jetzt Früchte trägt. Um die Bundesförderung zu erhalten, muss der Förderantrag allerdings bis zum 31. Oktober 2025 gestellt werden. Die Planungen laufen daher bereits auf Hochtouren.
Ganztagsanspruch gilt auch in den Ferien
Das Recht auf Ganztagsbetreuung umfasst jedoch nicht nur die Schul- sondern auch die Ferienzeiten. Winter-, Oster-, Sommer- und Herbstferien machen etwa zwölf Wochen unterrichtsfreier Zeit pro Jahr aus, die berufstätige Eltern häufig vor große Probleme stellen. Um diese Lücke zu schließen, dürfen Schulen künftig nur noch für vier Wochen pro Jahr schließen. Betreut werden muss auch dann an fünf Tagen pro Woche, jeweils acht Stunden lang.
Aber auch in dieser Beziehung ist Rehburg-Loccum besser aufgestellt als viele andere Kommunen. Bereits seit 2012 bietet die Stadt eine Ferienbetreuung an, die sich über die Jahre stark weiterentwickelt hat. Das städtische Angebot startete seinerzeit mit wenigen Tagen in den Sommerferien und ist mittlerweile wegen der großen Nachfrage auf zweieinhalb bis drei Wochen ausgeweitet worden. Bis zu 30 Kinder pro Woche können aktuell an Programmen im Denkhaus Loccum, im Freizeitbad Münchehagen oder im Dinopark teilnehmen.

Beliebte Ferienaktivitäten wie Ausflüge in den Dinopark oder ins Freizeitbad kommen gut an. ade
Zukunft der Ferienbetreuung unklar
Ob diese Angebote den Anforderungen genügen, ist noch offen. Fest steht: Die Betreuungszeit müsste auf acht Stunden täglich verlängert und weitere Wochen angeboten werden. Zuständig sind künftig die Jugendämter – auch zu diesem Themenkomplex laufen bereits Gespräche.
Wie viele Kinder werden das Angebot nutzen?
Schließlich bleibt auch die Frage: Wie groß wird der tatsächliche Bedarf sein? Birgit Völlers, Fachdienstleiterin für Kinder, Jugend und Soziales, berichtet, dass einzelne Ferienangebote in der Vergangenheit schon zwei Tage nach Bekanntgabe ausgebucht und mit einer langen Warteliste versehen waren. Das liege sicherlich an der Attraktivität der Programme – ein Vormittag im Freizeitbad, gefolgt von einem Abenteuer im Dinopark, sei eben sehr verlockend.
Abzuwägen, für wie viele Kinder sowohl der Ganztag in der Schule als auch in den Ferien vorgehalten werden muss, Ist eine der weiteren Unwägbarkeiten. An die besten Lösungen tasten Schule und Kommune sich heran.