Die Teiche entschlammen und das Grün drumherum zähmen, Sitzgelegenheiten, eine Pergola, eine Feucht- und eine Hundewiese, Niedrigseil-Parcours und Wasserspiel für Kinder – all das sollte Platz bekommen auf der weitläufigen Anlage. „Ein Schmuckstück“, sagt Bad Rehburgs Ortsbürgermeisterin Michaela Klein – eines, das es zu erhalten lohne und das mehr in den Mittelpunkt gerückt werden müsse. An der Ausarbeitung der Entwurfsplanung hatte der Ortsrat sich aktiv beteiligt.
Umso größer war die Enttäuschung des Gremiums, als Björn Polacek - als Fachbereichsleiter in der Verwaltung zuständig für alles rund um das Thema Bauen - dem Ortsrat mitteilte, dass die Neugestaltung auf unbestimmte Zeit verschoben werden müsse.
420.000 Euro für die Neugestaltung

Bild: Auszug Entwurf GrünPlan
Für das mit rund 420.000 Euro veranschlagte Vorhaben hatte die Stadt mit einer Förderung von zwei Dritteln aus Mitteln des Programms Soziale Stadt gerechnet. Dieses Förderprogramm ist nicht neu, seit 2002 konnten viele Bauvorhaben Bad Rehburgs erst dadurch realisiert werden – unter anderem die Sanierung der historischen Kuranlage und deren Ausbau zu einem Kulturzentrum.
Der Förderzeitraum wurde seit 2002 einige Male verlängert. Ein endgültiges Ende ist nun jedoch absehbar – 2027 soll zuletzt Geld fließen.
Das, so hatte sich die Verwaltung ausgerechnet, sei ausreichend Zeit, um den Kurpark neu zu gestalten.

Im Frühjahr dieses Jahres gab es jedoch eine Anpassung der Förderrichtlinien, die die Verwaltung bei näherer Betrachtung kalt erwischte: Wie sich herausstellte, hatte diese Anpassung zur Folge, dass für Vorhaben wie die Neugestaltung des Parks lediglich dann noch Geld fließen werde, wenn sie zum Jahresende 2025 sowohl baulich abgeschlossen als auch komplett abgerechnet sind. Lediglich privaten Maßnahmen wird bis 2027 Zeit eingeräumt.
Hoffen auf andere Förderprogramme
Unter diesen Voraussetzungen könne die Neugestaltung nicht ausgeschrieben werden, teilte Polacek dem Ortsrat in dessen Sitzung vom 2. September 2025 mit. Angesichts der angespannten Haushaltssituation sei die Stadt auf die Förderung angewiesen. Er könne lediglich genau im Blick behalten, ob andere passende Förderprogramme aufgelegt würden.
Entschlammung und Parkplätze vorziehen

Bild: Entschlammung notwendig: Die drei kleinen Teiche sind nahezu komplett zugewachsen. ade
Auf Antrag von Klein und mit einstimmiger Annahme des Ortsrates soll die Verwaltung nun zumindest Lösungen für zwei Teilprojekte suchen. Die Teiche drohten zu verlanden, weshalb eine Entschlammung dringend notwendig sei, führte Klein an.
Außerdem verwies sie darauf, dass der Ausbau des Parkplatzes unabhängig von der Förderung vorgezogen werden müsse.
32 Stellplätze auf Rasengittersteinen sieht das Konzept vor. Sie sollen nicht nur Besucher:innen des Parks dienen, sondern auch für Entlastung an der Romantik Bad Rehburg sorgen. Dort ist die Situation seit Jahren angespannt, die ausgewiesenen Parkflächen genügen insbesondere an sonnigen Wochenenden nicht, wenn zahlreiche Gäste auf dem Märchenweg unterwegs sind.
Anwohner:innen der Friedrich-Stolberg-Allee leiden darunter, dass ihre Zufahrten zugeparkt werden. Im Abschnitt zum Kreuzplatz ist die Straße wegen abgestellter Fahrzeuge oft nur einspurig befahrbar.
Ein Dorn im Auge ist der Romantik wie auch den Anwohner:innen außerdem, dass manche Mitarbeitende des Maßregelvollzugszentrums bevorzugt die touristischen Parkplätze nutzen, statt auf den ausgewiesenen Flächen der Klinik zu parken.
Zu der Vorlage für den Ortsrat geht es hier: https://www.rehburg-loccum.sitzung-online.de/public/vo020?VOLFDNR=1001404&refresh=false&TOLFDNR=1009363
Von Ziegen und lauschigen Winkeln
Die Geschichte des Kurparks
Als um 1840 die Quellen des Kurortes zu versiegen begannen, erhofften die Bad Rehburger:innen sich Rettung von Molkekuren. Molke – ein Produkt aus Ziegenmilch – war damals en Vogue. Der Kurbetrieb sollte dadurch aufrechterhalten werden. Was es brauchte, waren Ziegen. Und das in großer Anzahl.

Bild: Archiv Konrad Droste
Die Ziegenherden, die in Bad Rehburg Einzug hielten, grasten an dem Ort, der heute Kurpark an den drei Teichen genannt wird.
Bereits damals muss die große Weide mit den sanften Hängen, die sich an den Wald der Rehburger Berge schmiegte, ein ansprechender Ort gewesen sein. In alten Unterlagen finden sich Hinweise auf einen Pavillon, der eigens zur Beobachtung der Ziegen aufgestellt wurde. Und auch Liebespärchen soll er oft zum vertraulichen Stelldichein gedient haben.
Doch die Molkekuren bewährten sich nicht. Bad Rehburgs Gästeführerin, Barbierin Marie, drückt es trefflich aus, wenn sie durch den Ort geleitet: „Schmeckt scheußlich!“ Das hat ein erheblicher Teil der Kurenden vermutlich ähnlich empfunden.
Molke und Ziegen hielten sich nicht lange. Stattdessen verlegte sich Bad Rehburg auf Luftkuren und wurde eine Zeitlang ein beliebter Kurort für TBC-Kranke.
Park zur Rettung des Kurstatus
An die Weide erinnerten die Bad Rehburger:innen sich erst wieder, als ihr Kurstatus in Gefahr geriet und gestalteten 1972 das Gelände zum Kurpark um. Die Investition half nicht: Zwei Jahre später durfte Bad Rehburg sich nicht mehr als staatlich anerkannter Kurort bezeichnen.
Der Kurpark jedoch blieb – und entwickelte sich zum beliebten Treffpunkt, an dem gelegentlich große Feste gefeiert wurden. Unter dem breiten Dach des 1984 hinzugefügten Pavillons in seiner Mitte traf sich aber auch so manche kleinere Gesellschaft an lauschigen Sommerabenden zum Grillen.

Damit war allerdings 2002 schlagartig Schluss, als eines Nachts der Pavillon abbrannte.
Danach versank der Park im Dornröschenschlaf – gelegentliche und eher halbherzige Versuche ausgenommen, ihn schöner zu gestalten und mehr Leben auf die Rasenflächen und an die Teiche zu bringen.
Von der vor einem Jahr beschlossenen Neugestaltung hat sich der Ortsrat endlich einen Wendepunkt für sein „Schmuckstück“ versprochen. Nun wird er noch einmal warten müssen.